Die Theologin Simone Horstmann von der TU Dortmund und dem Institut für Theologische Zoologie Münster lud mich dazu ein, einen Beitrag für ihren geplanten Sammelband „Interspezies Lernen“ zu schreiben, der im Frühjahr/Sommer 2021 bei transcript erscheinen soll. Idee des Bandes ist es, aus sehr verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen heraus Antworten auf die Frage zu skizzieren, wie sich Lernprozesse gestalten lassen können, die sich dem übergeordneten Ziel des Tierschutz- und insbesondere des Tierrechtsgedankens zuordnen lassen. Ich finde diesen Zugang sehr spannend, da er den Blick nicht auf moralische Fragen einengt, sondern versucht aufzuzeigen, welche Aspekte etwa aus pädagogischer, juristischer, kunstwissenschaftlicher, archäologischer oder sozialwissenschaftlicher Perspektive relevant im Diskurs um Tierschutz und Tierrecht sind. Es geht also darum Reflexionsanregungen für Menschen in Bildungskontexten zu bieten und meine Anregung kommt aus der Wissenschaftsphilosophie.
Mein Beitrag, der unter dem Titel „When Controversies Flair Up, Matters of Fact Become Matters of Concern” – ein Mash-Up zweier Aussagen von Bruno Latour, das ich für originell genug halte, um als Titel zu fungieren – erscheinen wird, nimmt sich der Kompliziertheit wissenschaftlicher Befunde an, im Sinne von unserem wissenschaftlichen Tatsachenwissen über Tiere und deren Leidensfähigkeit, Selbstbewusstsein oder Intentionalität. Ich nutze hierfür die Idee der „methodologischen Leerstelle“ und der „methodologischen Signatur“, um zu zeigen, dass dies insofern für den Diskurs um Tierschutz und Tierrecht reflexionsanregend ist, da hiermit etwa Beiträge aus der Tierwohlforschung systematisch-kritisch analysiert werden können. Der Band wird später als Open-Access Publikation erscheinen, was mich sehr freut, da er so ohne Schwierigkeiten online gefunden und gelesen werden kann.